Eine kleine Landpartie - Ein Tag bei Ferdinand Porsche und Sissi

Die heutigen Wetteraussichten lassen keinen Raum für Hoffnung auf sonnige Momente. Im strömenden Regen fahren wir von Salzburg aus zum 20 km entfernten Mattsee, um uns dort Indoor den Sonntag Vormittag sinnvoll zu vertreiben. Die Fahrt führt zur extrem großen Begeisterung meines Nachwuchses zur Ferdinand Porsche Erlebniswelt fahr(T)raum. Ich hatte gelesen, dass die Ausstellung nicht nur Oldtimer-Schätze ab 1900 zu bieten hat, sondern auch Fahrsimulatoren, die jüngere Besucher bei Laune hält. Und so war es dann auch...

Fast wären wir an den Ausstellungsräumen vorbei gefahren, so unauffällig ist die Halle. Und klein! Allerdings nur von Aussen. Drinnen erstreckt sich auf 4.500 qm ein wahres Automobil-Paradies. Während der Nachwuchs zwischen Fahr- und Flugsimulator hin und her springt, bleibt mir genug Zeit um die Oldtimer, die allesamt noch fahrtüchtig sind, zu begutachten. Das Ausstellungskonzept und die optische Umsetzung finde ich großartig, weil auch für weniger Technikaffine  - wie mich - gesorgt ist. Zu den wichtigsten Ausstellungsstücken werden Videos gezeigt, die die Geschichte und Besonderheiten der Oldtimer erzählen. Einen Abstecher ins Untergeschoss sollte man unter gar keinen Umständen verpassen. Dort werden alte Traktoren gezeigt. In herrlichem bäuerlichen Ambiente. 

Als wir nach 2 Stunden den Fahrtraum verlassen,  empfängt uns wieder der Wetteralbtraum. Trotz all dem Wasser was von oben kommt, entscheiden wir uns Richtung Wolfgangsee und Bad Ischl zu fahren. Kitschige filmische Erinnerungen an Sissy und Kaiser Franz lassen grüßen. 

Am Wolfgangsee halten wir erst gar nicht an. Die Wolken hängen quasi direkt über dem See. Also weiter nach Bad Ischl. 

Einen Vorteil hat der Dauerregen ja. Wir haben die Straßen von Bad Ischl fast für uns alleine. Nur ein paar wenige Japaner trotzen den schlechten Fotobedingungen. Alle anderen scheinen sich in die Kaffeehäuser verzogen zu haben. Auf der bei schönem Wetter sicherlich hinreissenden Uferpromenade der Traun stossen wir auf das Café Zauner und werfen neidische Blicke durch die verglaste Fassade. Ganz Bad Ischl scheint sich in dem hellen, einladenden Raum versammelt zu haben. Mit Freunden oder Familie.  Um zu speisen, einen Kaffee zu trinken und um Konversation zu betreiben. Der Lärmpegel erinnert mich wieder mal sehr an Italien. Leider hat der ehemalige k.u.k Hofzuckerbäcker keine freien Plätze mehr für uns.  

 

Auch die gute Bad Ischler Luft die früher sogar in Flaschen abgefüllt und in die ganze Welt verschickt wurde, kann meine Laune nicht heben. Da hilft nur noch ein starker Kaffee. Das Café Sissy im altehrwürdigen Hotel Kaiserin Elisabeth ist uns dann irgendwie zuviel an kaiserlichem Kitsch und so geht es weiter vorbei an dem Theaterbau mit Gründerzeit-Charme und kleinem Park bis wir auf die Kaffeesiederei Immervoll stoßen, die ihren Namen alle Ehre macht. Wir ergattern die allerletzten Plätze. Hier geht es bedeutend jünger und lässiger zu als im traditionsreichen Café Zauner. Den Kaffee gibt es in verschiedenen Bohnenmischungen. Ich entscheide mich für einen doppelten Kleinen Braunen aus 90 % Robusta und 10% Arabicca. Auf Mehlspeisen verzichten wir, denn auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben wir einen verlockend aussehenden Krapfen-Stand entdeckt. Viele belauschte Gespräche später, die sich allesamt um die anstehenden Wahlen in Österreich drehen,  bestelle ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Krapfen mit Pudding-Füllung und trage ihn tapfer durch den Regen bis zur nahen Kaiservilla, in der die kaiserliche Familie in Bad Ischl fernab des Wiener Hofprotokolls während der Ferien residierte. Der Park und die ockergelbe Villa mit grünen Fensterläden wirken in all dem Grau und Grau jedoch so trostlos, dass wir den Rückzug zum Auto antreten. 

Ein Hauch von Sissi-Feeling begleitet mich noch auf der Rückfahrt nach Salzburg. Es hilft alles nichts! Ich muss tatsächlich noch einmal wieder kommen. Bei Sonnenschein und mit viel mehr Zeit im Gepäck. In und um Salzburg gibt es noch so einiges zu entdecken! Besonders haben es mir in den letzten zwei Tagen die Kaffeehäuser angetan. Die hatte ich mir spießiger, auf eine anstrengende Art und Weise intellektuell vorgestellt. Dabei sind es schlicht und ergreifend wunderbare Treffpunkte, in denen man liest, redet, Freunde trifft, geniesst, die Zeit vergehen lässt, philosophiert und Kaffee trinkt.

Dolce Vita eben!